Die Corona-Krise hat uns als Gesellschaft nochmal sehr deutlich gezeigt, dass wir auf gewisse Berufsgruppen unbedingt angewiesen sind. Dazu zählen Care-Berufe (Pflege, Kita, Soziale Arbeit, Bildung, Reinigungs- und Hauswirtschaftskräfte), Müllabfuhr, Nahverkehr, Einzelhandel, Logistik, Verwaltung, etc. 75% dieser systemrelevanten Berufe werden von Frauen* ausgeübt. Viele dieser Berufe sind im Tarifvertrag des öffentlichen Dienst tätig, bzw. werden an den TVöD angelehnt vergütet.
Daher betrifft diese Tarifrunde, nicht nur, aber vor allem die Arbeitsbedingungen von Frauen*, besonders in den Erziehungs- und Care-Berufen. Genau die Berufe also, die sowieso schon chronisch unterbezahlt sind, in denen die Arbeitsbelastung irre hoch ist, die in der Corona-Krise eher viel mehr, als weniger gearbeitet haben und in denen ein großer Fachkräftemangel herrscht.
Wenn wir bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst fordern, wenn wir bessere Bezahlung im TVÖD fordern, wenn wir mehr Anerkennung für diese Berufe fordern – fordern wir gleichzeitig die Gesellschaft auf aktiv zu werden, gegen die Schlechterstellung von Frauen* auf dem Arbeitsmarkt, gegen die Teilzeitfalle und weibliche Altersarmut! Wir fordern Frauen*berufe endlich anzuerkennen, aufzuwerten und besser zu bezahlen!
Aber diese Tarifrunde geht nicht nur Frauen*, die in diesem Bereich arbeiten etwas an! Denn immer noch sind es Frauen, die die meiste Reproduktionsarbeit (unbezahlte Haus-, Erziehung-, Sorge- und Pflegearbeit) leisten. Fällt die öffentliche Versorgung wie etwa Pflegeeinrichtungen, Kindergärten, Horte, Schulen oder Krankenhäuser weg, oder herrscht Mangel durch zu wenig Personal und schlechte Arbeitsbedingungen, gleichen das vor allem die Frauen* unbezahlt zuhause aus! Das hat die Corona-Krise nochmal eindrücklich erfahrbar gemacht.
Wir haben daher als Gesellschaft, aber besonders als Frauen* dieser Gesellschaft, ein Interesse an einer Aufwertung dieser Berufe, an einem guten Tarifabschluss im TVÖD! Stehen wir daher zusammen und solidarisch für Frauen*rechte, Gleichberechtigung, mehr Verteilungsgerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen in den „Frauen*“-Berufen!
Wir laden euch herzlich ein mitzuprotestieren. Denn diese Tarifrunde ist Frauen*kampf! Und das wollen wir als GEW, eine Gewerkschaft in der besonders viele Berufsgruppen organisiert sind, die vor allem von Frauen* ausgeübt werden, besonders hervorheben.
Kämpferische Grüße eure Fachgruppe sozpäd. & Aktionskomitee